Mal was Neues!

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Klaus
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Mal was Neues!

Beitrag von Klaus »

Die Geschichte des Kommunismus in Rumänien wird Schulfach.

"Wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten, müssten die Nostalgiker des Ceaușescu-Regimes mindestens eine Woche lang die Kälte, den Hunger, die Angst vor der Sicherheit und die Demütigung ertragen, für einen Liter Milch in der Schlange zu stehen."

https://www-dw-com.translate.goog/ro/an ... r_pto=wapp

Original: https://www.dw.com/ro/analiz%C4%83-isto ... a-71215068

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Sternschrauber62
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Re: Mal was Neues!

Beitrag von Sternschrauber62 »

Herbst 1979 hat mein Vater Ro verlassen, ich gerade die Lehre angefangen, mein Bruder war in Constanta bei der Marine und Muttern musste morgens um 3 in der Schlange stehen damit wir, mit etwas Glück, Milch bekommen haben, schöne Zeit :oops:
Oma hatte 54 DM Rente und ich musste das restliche Geld zum überleben organisieren, die Ausbildungsvergütung hat gerade Mal für die Busfahrkarte zur Schule nach Severin gereicht.
Eine harte aber sehr lehrreiche Zeit bis wir Anfang 1982 selbst ausgereist sind.
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Olli
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Re: Mal was Neues!

Beitrag von Olli »

Solcher Unterricht würde vermutlich in einigen Ländern (Inklusive Deutschland) nicht schaden...
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Sternschrauber62
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Re: Mal was Neues!

Beitrag von Sternschrauber62 »

Olli hat geschrieben: Sa 4. Jan 2025, 19:43 Solcher Unterricht würde vermutlich in einigen Ländern (Inklusive Deutschland) nicht schaden...
Die meisten, mindestens aber sehr viele würden hier und heute daran kaputtgehen.
Ich war ja schon etwas vorbelastet weil zur Selbstständigkeit erzogen und somit war das Wasser nicht ganz so kalt.
Auf jedem Fall hat mir diese Erfahrung sehr in Deutschland geholfen, besonders beim Wiedereinstieg in meinen erlernte Beruf bei Daimler.
Bin mit knappen 20 gleich ins Übergangsheim und relativ kurz darauf in die eigene Wohnung gezogen obwohl Vater schon eine größere Wohnung in Aussicht hatte.
Und diese Selbstständigkeit habe ich, soweit möglich, auf meinen Sohn übertragen.

Alles in Allem kann ich mich nicht wirklich beklagen, einzig wirklich schlechte Erfahrung war ein Fernsehauftritt mit 13( Rum. Schüler Vizemeister in Kart Slalom) in Bukarest - musste mich dort, für die Partei, zum Affen machen. Danach hab ich mich nicht mehr weiter verbogen/ verbiegen lassen als zwingend notwendig. :oops:
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Sebastian
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Re: Mal was Neues!

Beitrag von Sebastian »

Ein lehrreiches Beispiel zu den damaligen Verhältnissen:
Anfang der 80-er Jahre (wir lebten bereits seit Spätherbst´73 in De) kam ich mit umfangreichen care - Paketen (6 Koffer voll Kaffee, Zucker, Öl usw. - eben lebenswichtige Dinge die es in Ro nicht gab) per Bahn angereist. Um die Menschen, denen ich etwas brachte, nicht zu kompromittieren, ließ ich das gros meines Gepäcks am Bahnhof in der Gepäckaufbewahrung zurück und fuhr per Taxi mit falscher Adressangabe zu jemand hin. Dann suchte ich so lange in meinem Gepäck herum, bis der Taxifahrer um 2 Ecken gefahren war. Danach ging ich zu der richtigen Adresse, 20 - 30 Hausnummern weiter. Freunde in Hermannstadt erzählten mir, wie sie das Problem mit der Milch gelöst hatten. Da sie mehrere kleine Kinder hatten, und keine Lust mehr hatten, bei jedem Wetter im Morgengrauen 1-3 Stunden dafür anzustehen, legten sie sich ein paar Ziegen zu. Die mussten sie dann im Stadtpark hüten, bis sie satt waren, aber das war für sie immer noch angenehmer...

Sebastian

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Sternschrauber62
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Re: Mal was Neues!

Beitrag von Sternschrauber62 »

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Sabine Waage
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Re: Mal was Neues!

Beitrag von Sabine Waage »

Sternschrauber62 hat geschrieben: Di 7. Jan 2025, 20:40 Wie passend :lol:
https://www.facebook.com/share/r/18aCFRquQg/

Helmut ich verstehe zwar kein Wort weil ich halt kein rumänisch kann , aber auch so versteht man worauf die Mutti ( Oma) hinaus will ihrem Sohn (Enkel ) erklärt.
Telefon hatten wir in der DDR auch nicht zu Hause, das war Lehrern , POlizisten, Ärzten Partei und Stasimitgliedern vorbehalten.
Mit der Milch da kann ich mich nur erinnern das man abends keine mehr bekam , wenn aber der Milchkladen früh öffnete glaub um 9 da hast die ohne 3 Stunden vorher anstellen bekommen. Unser Fleischer im Haus damals Montags geschlossen da standen Dienstag und Donnerstag die Leute vorher an aber vlt etwa halbe Std vor Öffnung. Mittwoch und Freitag war nicht viel besonderes im Angebot das war dann einfach alle.
Es gab auch nicht diese immensen DStromausfälle oder Drosselungen , an was ich mich erinnere 1978/1979 der Jahreswechsel . Früher also als ich Kind war ich war da 8 da gingen die Eltern auch mal weg ohne Kind und es blieb zu Hause allein wenn die Eltern es zutrauten. Ich war da also allein , Neujahr war großer Wintereinbruch von etwa 10 Grad Silvester knallte es runter auf minus 10 oder 15 in der Neujahrsnacht. Es war geheizt ich hab nicht gefroren alles io in unserer Wohnung, ich hatte auch weiterhin Strom . Der andere Teil von Leipzig wo meine Eltern feierten da war komplett alles dunkel da durch die Schneemassen da Leitungen zerstört waren. Meine Eltern sind irgendwie nach Hause gekommen natürlich durchgefroren und später denn da fuhr dann auch nichts .
An weitere Stromausfälle erinnere ich mich nicht , so wie das zB in Rumänien öfters war. Da kann man nur froh sein das so etwas vorbei ist - Rumänien war mit seiner Strenge in der Diktatur noch schlimmer als in der DDR empfinde ich so.
auch ein Beispiel , ich weiß nicht ob Ihr Gudrun und Hans Rumänienadventskallender gelesen habt jeden Tag, da war ein Beitrag überToni Iordache Zymbalspieler, der hatte einmalpaar Dollar bei sich und wanderte dafür über 3 Jahre in den Knast-- In der DDR konnte man D Mark ohne Strafe besitzen anfangs ging man wenn man halt Westgeld hatte einfach so in den Intershop , später mußte man die Devisen in Forumschecks tauschen. Wir hatten fast nie Westgeld im Gegensatz zu meinem Onkel der in der Gastronomie arbeitete.
Also bei vielen Dingen bist in der DDR noch glimpflicher davon gekommen ist mein Empfinden.
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Sternschrauber62
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Re: Mal was Neues!

Beitrag von Sternschrauber62 »

Wir sind 1965, vermutlich wegen lukrativer Arbeit, von Liebling nach Orsova(alt) gezogen. Im Zuge Bauarbeiten am Stausee wurde Orsova neu gebaut und wir gehörten zu ersten die eine neue Wohnung in der Platte bezogen haben. Für damalige Zeit der wahre Luxus. Doppelfenster, fließend Kalt- und Warmwasser, Zentralheizung über Fernwärme, WC im Bad, Massivholz Parkett und Strom ohne Unterbrechung. Die Abwässer der Stadt wurde gar vernünftig geklärt.
Dieser Luxus hat aber nicht wirklich lang angehalten und der Strom wurde massiv "rationiert" obwohl wir ein riesiges Kraftwerk vor der Tür hatte. Diese "Rationierung" ging soweit dass Betriebe 2 bis 3 Stunden täglich die Produktion einstellen mussten weil kein Strom. Die die im Schichtbetrieb gearbeitet haben, mussten öfters "Pause" machen. Dann ist auch noch die Fernwärme zunehmend häufig ausgefallen und so hat man, zeitweise, nicht nur im Dunkeln sondern auch in der Kälte gesessen und sich mit kaltem Wasser gewaschen hat. Die Gasversorgung zum Kochen würde auch immer schwieriger und das mit den Nahrungsmitteln war auch eher Glücksache. WIR haben zwar nie gehungert das aber auch nur weil wir unsere Kontakte hatten - eine Hand wäscht die andere. Unser Vater war ein sehr fähiger und bekannter Mechaniker, ich bin in seine Fußstapfen getreten und zusätzlich waren, mein Bruder und ich, bekannt durch den Sport.
Diese Bekanntheit hat ab 1979 gewisse Nachteile mit sich gebracht, wenn auch nur dezent. Mich hat man 2 x, kurzzeitig, festgenommen. 1 x wegen versuchter Republikflucht in Constanta während der Segel-Regatta und 1 x wegen Waffenbesitz(Stilett vom Segeln im Rucksack) in Orsova🤦 Reine Schikane die man besser gelassen hätte denn meine Beziehungen reichten höher 🙈
Da meine Ausbildung und mein erster Job bei der ITA Mehedinti war, hatte ich auch Zugriff auf die üblichen rationierten Lebensmittel der Alimentara und somit hat es am Essen nicht gemangelt. Einzig für frische Milch hat unsere Mutter morgens um 3 schlangegestanden - "Milchbauern" hatte ich nicht in Griffnähe, nur Käse 🙈

2014 musste ich eine bittere Erfahrung in D machen und dabei festgestellt wie wichtig "Vitamin B" auch hier ist. 🤨
Klaus
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Re: Mal was Neues!

Beitrag von Klaus »

Im Augenblick trifft es die Menschen in Transnistrien:

"Die von Russland verursachte Energiekrise in Transnistrien betraf auch zwölf Dörfer im Zuständigkeitsbereich von Chisinau an der Verwaltungsgrenze zur separatistischen Region. Mitten im Winter standen sie ohne Gas, ohne Heizung und teilweise ohne Strom da."

Original: https://www.dw.com/ro/frig-%C8%99i-%C3% ... o-71250573

Für Sabine sprechen vielleicht die Bilder. Die Frau wünscht sich "Frieden im Lande, Wärme in der Seele und Wärme im Lande".
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