Durch den alltäglichen Umgang mit den Bauern aus unseren winzigen Weilern habe ich nach und nach Einblick in eine ganz andere Art zu denken, zu erleben, zu empfinden bekommen.
Vieles hängt sicher mit der Abgeschlossenheit dieser kleinen Welt und den engen Gemeinschaften zusammen.
So lernte ich, dass vieles, was Vasile ganz alltäglich mit mir sprach, besser nicht ungefiltert weitergegeben werden sollte. Selbst einige seiner Brüder sollten das nicht hören, was er mir vertraulich erzählt hatte. Bald lernte ich, dass ein bestimmter Bruder viel zu gesprächig war, deswegen wurden in seiner Gegenwart viele Themen gar nicht angesprochen.
Ein Arbeitsplatz im Westen weckte zum Beispiel ganz leicht Neid, deshalb sprachen sie nicht mit vielen darüber, wenn jemand so eine Chance bekam.
In ihrer engen Gemeinschaft gibt es viele feste Regeln, zum Beispiel die Feiertags - Vorgaben der Orthodoxen Kirche.
Anfangs dachten wir, unsere (damals über´n Zaun wohnenden) alten Nachbarn seien doch etwas seltsam. Meist waren sie sehr freundlich und offen, doch an manchen Tagen sagten sie einfach: Heute darf ich Ihnen leider keine Milch abgeben. Morgen gerne. Nach einiger Zeit kam der alte Bauer oft Dienstag Abends vorbei und fragte, ob wir noch Milch haben wollten. Morgen könne er uns ja keine verkaufen....
Erst dachten wir, die beiden gehörten wohl irgendeiner seltsamen Sekte an, bis wir herausfanden, dass alle im Dorf so dachten und dass es eine Regel der orthodoxen Kirche sei, dass man Freitags und Mittwochs nichts vom Tier essen dürfe.
Inzwischen weiß ich auch, dass es selbst in der Stadt Lebensmittel gibt, die als "de post" - also für die obengenannten Fastentage geeignet - gekennzeichnet ist.