Bedeutung und Geschichte
Die für Siebenbürgen so typischen Wehrkirchen bilden einen interessanten Gegensatz hinsichtlich ihrer Architektur und Geschichte zu den Klosterkirchen der Bukowina. Bis heute kennt man den genauen Grund nicht, warum an diesen die äußerst aufwändigen Außenmalereien ausgeführt wurden. Man nimmt an, dass, bedingt durch das geringe Platzangebot im Inneren der eigentlichen Kirche die Gläubigen gezwungen waren, sich vor das Gotteshaus zu setzen, um so den Gottesdienst miterleben zu können. Eigenartig ist auch, dass die Praxis dieser Art der Bemalung genauso schnell endete, wie sie begonnen hatte.
Mit der bildnerischen Gestaltung begann man im 16. Jahrhundert, und gegen Ende desselben Jahrhunderts wurde an der Klosterkirche Suceviţa das letzte Kunstwerk dieser Art geschaffen. Man findet diese Malereien an den Außenwänden von insgesamt fünf Klosterkirchen der Bukowina. Außer in diesem Teil der Moldau ist diese Form der künstlerischen Gestaltung nirgendwo sonst im Land zu finden.
Stephan der Große sowie Petru Rares waren ihre bedeutendsten Förderer und stifteten zahlreiche Kirchen. Auf mehreren so genannten Stifterporträts sind sie abgebildet. Dargestellt werden darüber hinaus ausnahmslos kirchliche Motive; besonders das ,,Jüngste Gericht" und die ,,Wurzel Jesse" sind von beeindruckender Schönheit.
Die Technik dieser bis heute zum Teil noch sehr gut erhaltenen Malereien ist noch nicht vollkommen erforscht. Man nimmt an, dass verschiedene Pflanzen- und Tierprodukte wie Ruß, Kalk und Ochsengalle verwendet wurden.
Aufgrund des hohen künstlerischen Wertes sowie der Einmaligkeit dieser Kunstwerke wurden sie von der Unesco in die Liste einmaliger Bauwerke aufgenommen. Rumänien ist bemüht, diese Sakralbauten zu erhalten und sie interessierten Touristen zugänglich zu machen. Trotz ihres hohen Beliebtheitsgrades sind die Kirchen keineswegs überlaufen. Sie liegen eingebettet in einer herrlichen Landschaft und laden zu stundenlanger Besichtigung ein.
Ausgangspunkt für den Besuch der Klosterkirchen ist die Stadt Suceviţa. Die Klosterkirchen liegen ziemlich nahe beieinander und sind bequem an einem Tag zu besichtigen.
Arbore
Diese von Bojaren gestiftete Kirche ist bedeutend kleiner und bescheidener ausgestattet als die übrigen Bauwerke. Sie besitzt zwar keinen Turm, verfügt aber über besonders schöne Malereien. Die Farbe Grün in den verschiedensten Nuancen prägt das gesamte Bild der Kirche von Arbore. An der Westfront ist auf acht Tafeln die Erschaffung der Welt zu sehen. Diese sehr realistisch wirkenden Bilder sind von außerordentlicher künstlerischer Perfektion.
Das Kircheninnere birgt zwei große Steinplatten in sich, die ausgemeißelt wurden und zum Anrühren und Mischen der Farben für die Bemalung dienten.
Humor
Das etwa 5 km vom Ort Gura Humorului entfernte Kloster ist in einem dunklen Rot bemalt. Gestiftet wurde die Abtei im Jahre 1530 vom Fürsten Petru Rares sowie von einem Kanzler. Sie hat eine schöne Lage und fügt sich harmonisch ins Landschaftsbild ein. Der Komplex umfasst einen Glockenturm sowie einen sehr schönen Wehrturm. Die Kirche selbst ist bis unter das Dach mit Miniaturen bemalt worden.
An der Südfassade erblickt man auf 24 Tafeln eine Komposition, die die Befreiung Konstantinopels aus der Belagerung der Perser durch die Jungfrau Maria zeigt. Darüber hinaus sind biblische Geschichten wie die vom Verlorenen Sohn dargestellt. Es wurde mit viel Witz der Volksglaube in kirchliche Legenden eingeflochten. So wird z.B. der Teufel als verführerisches Weib gezeigt.
Das Kloster Humor war im 15. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum kirchlicher Kunst auf dem Gebiet des heutigen Rumänien. Besonders die Miniaturmalerei sowie Stickereien wurden mit großer Kunstfertigkeit ausgeführt. Wertvolle Exemplare sind in Bukarester Museen ausgestellt.
Moldoviţa
In diesem Kloster ist Blau der alles beherrschende Farbton. Die gesamte Anlage ist bedeutend größer als vergleichbare Komplexe. Erbaut wurde sie im Jahre 1532, bemalt im Jahre 1537. Ein wichtiges Thema ist auch hier das Jüngste Gericht. Es steht aber der Darstellung von Voroneţ in jeder Hinsicht nach.
Überdies ist in der Klosterkirche von Moldoviţa die Belagerung Konstantinopels zu sehen. Es ist eines der bedeutendsten Kunstwerke, die dieses historische Ereignis zeigen.
Neben den eindrucksvollen Fresken sind im Inneren der Kirche auch schöne alte Möbel zu sehen. Besonders der über 2 m hohe Fürstenthron von Petru Rares aus dem 16. Jahrhundert ist ein außergewöhnliches Schmuckstück
Suceviţa
Dieses Kloster ist in einer herrlichen Landschaft gelegen. Die eigentliche Kirche wird durch hohe Mauern mit wuchtigen Türmen und Wehrgängen geschützt. Zahlreiche Legenden werden von den Einwohnern über den Bau des Objektes erzählt. Die Wände sind übersät mit Hunderten von Fresken.
Wichtige Themen sind an der Nordfront die ,,Himmelsleiter" sowie an der Südseite der ,,Lebensbaum". Dort sind zahlreiche Persönlichkeiten der Antike abgebildet, so z.B. Plato, Pythagoras und Aristoteles. ,,Lobgesang" und ,,Schleierung" sind weitere Bildkompositionen von Suceviţa.
Voroneţ
Das in rund drei Monaten errichtete, von Stephan dem Großen gestiftete Bauwerk wurde zur Zeit Petru Rares im 16. Jahrhundert bemalt. Die in dem malerischen Bergdorf Voroneţ gelegene Klosterkirche ist wohl das schönste Glied in der Kette der Stifte. Von dunkelgrünen Wäldern umschlossen, ist dieses in Blau gehaltene Kunstwerk ein Juwel, das seinesgleichen sucht.
Byzantinische Kunst wurde hier mit rumänischer Volkskunst verschmolzen, so dass ein vollkommener, für dieses Gebiet einmaliger Stil geschaffen wurde. So brachte man die Heiligen mit Gegenständen aus dem Leben der Einheimischen in Verbindung, und die Abtrünnigen beim Jüngsten Gericht stellte man als Türken und Tataren dar. Diese zwei Gruppen waren zur damaligen Zeit die Hauptfeinde des Moldaureiches.
Am interessantesten ist die Darstellung des Jüngsten Gerichts an der Westseite der Kirche. Dieses Motiv wird auch in der Arena von Padua und im Kloster Athos abgebildet, erreicht aber nicht die monumentale Größe Voroneţ.
Der künstlerische Wert sowie die Qualität der Ausführung wird oft verglichen mit den Kunstwerken von San Marco, der Kahrie-Moschee in Istanbul usw. Dargestellt wird ein riesiges Höllenfeuer zu Füßen Jesu. Im Feuer leiden auch hochstehende Persönlichkeiten wie Könige und Päpste. Neben dem Richterstuhl Gottes erkennt man Propheten, Erzengel und Märtyrer. Weiter unten hält eine Hand die Waage der Gerechtigkeit. Um sie gesellen sich die vermeintlichen Sünder, dargestellt als Türken und Tataren.
Auch Tiere beteiligen sich am Jüngsten Gericht; sie bringen einzelne Teile von Menschen an, die von ihnen vorher zerrissen wurden. Das Reh, das für die Rumänen das Zeichen der Unschuld ist, steht abseits und beteiligt sich nicht an diesem Geschehen. An einer anderen Stelle des Freskos drängen sich oftmals sehr kurios aussehende Menschen vor dem Eingang zum Paradies.
Auf der Südseite der Kirche befindet sich der ,,Lebensbaum". Dieser Stammbaum Christi wird auf acht Bildtafeln gezeigt. Die ,,Erschaffung der Welt" (Nordseite) ist durch Wettereinflüsse stark beschädigt worden.