Rumänien und der Tourismus

Alles was sonst nirgends hinpasst aber mit Rumänien zu tun hat.
Klaus
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Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Klaus »

Da an anderer Stelle gerade die Frage aufkam, warum Rumänien sein touristisches Potential nicht ausnutzt:

Aus meiner beruflichen Zeit in der Reisebranche habe ich noch ein paar Kontakte und kann z. B. eine Datenbank für Rund- und Studienreisen nutzen. Da Livias Tochter mit ihrem deutschen Ehemann nach Costa Rica gegangen ist und wahrscheinlich auch dort bleiben wird, bastele ich gerade an einem virtuellen Reisebüro spezialisiert auf dieses Land. Momentan sind 140 Rund- und Studienreisen dort gelistet.

Wenn ich Rumänien als Ziel aufrufe, dann werden mir 12 Rund- und Studienreisen angeboten. Aber immerhin: vor einem guten Jahr waren es nur 6 - also eine Steigerung von 100 %! :D
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Sebastian
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Sebastian »

Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust...

Ja Klaus, ich verstehe Deine Betroffenheit und klar, wir aus diesem Forum kennen die Werte des Landes und würden sie gerne noch breiter streuen.

Andererseits erlebe ich seit etwa 2-3 Jahren hautnah, was durch die eigentlich positive Erschließung eines bisher nur mühsam erreichbaren Gebietes für "Kollateralschäden" unvermeidlich mit entstehen.

"Unser" Bergdorf Marisel - einerseits nur etwa 50 -60 km von der pulsierenden Großstadt Klausenburg / Cluj entfernt, andererseits durch eine ungeteerte bzw. meist sehr mäßig geteerte Straße mehr geschützt als erschlossen durch die letzten Jahrzehnte hat sich kaum etwas hier verändert. Noch vor 15 Jahren war im Sommer neben Grillen und Vögeln das lauteste Geräusch das zischen der Sensen und der Schlag des Dengelhammers das prägende Geräusch hier. Seit etwa 2-3 Jahren gibt es völlig unerwartet die von manchen Dörflern seit Jahrzehnten erhoffte Teerstraße, die den Weg von Gilau nach Marisel um etwa 10 km verkürzt und unsere Seite des Dorfes für jeden aus der Großstadt mühelos in knapp über 1 Stunde erreichbar macht.

Ja, man kann jetzt ganz leicht herkommen. Aaaaber, es kommen regelmäßig Menschen, die besser nicht herkommen sollten.

Menschen, die an Stellen mit schönem Ausblick direkt an der Straße parken und ihre Autoradios laut schallen lassen. Oder jene, welche mit quietschenden Reifen und maßlos überhöhter Geschwindigkeit über die engen Haarnadelkurven der Strecke schießen und für sich, die Bauern und ihre Kühe eine reelle Lebensgefahr darstellen. Verstärkt wird dieser Effekt auch durch den "raliul transilvaniei", eine seit dem Teeren alljährlich stattfindende Orgie des Kreischens von Bremsen und des Aufheulens von maßlos übertourten Motoren, die für jeweils einen halben Tag diese wunderbare Umgebung plötzlich unerträglich macht (Vor 2 Wochen bin ich über Samstag - Sonntag in die nahe Stadt geflohen um diesem sinnlosen Krach zu entfliehen). Seit 2-3 Jahren gibt es, meist an Wochenenden, aber nicht nur, mal vom Berg her - 2 neugebaute Villen beherbergen 1-2 Dutzend meist recht betrunkene Feiernde lassen die Boxen wummern. Mein Häuschen liegt mindestens 500 m Luftlinie entfernt, aber mein Adrenalin steigt meist schon Freitag Mittag, wenn sie die Lautsprecher schallen lassen. Manchmal hören sie erst um 5.00-6.00 Morgens wieder auf und beginnen ab 11.00 von neuem... Im Tal gibt es inzwischen öfter mal eine Antwort, die sind wohl 1-2 km weit entfernt aber fast genau so durchsetzungsfähig.
Genug des Jammerns, Klaus. Aber wie Du siehst, gute Straßen allein haben schon massive Folgen. Und ob Tourismus in erster Linie zu einer Schwemme von Menschen mit dem Wunsch, gut und viel für wenig Geld zu trinken führt, oder ob die Menschen die kommen, es mehr wegen der schönen Natur und den gastfreundlichen Menschen tun, dies ist nicht immer leicht in die richtigen Bahnen zu steuern....
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Sternschrauber62
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Sternschrauber62 »

Ich habe eine Anfrage von einem Womo-Fahrer an einer "Balkan-Tour" teilzunehmen. Angedacht ist wohl eine Reisegruppe von 4x4 Wohnmobilen durch Rumänien zu begleiten.
Da ich noch nicht weiß was die wirklich vor haben, bin ich mir nicht sicher ob ich dabei sein will. Wenn es nur Sprinter/ Hymer 4x4 sind, könnte ich damit leben da das "4x4" bei diesen Fahrzeugen nicht wirklich für Offroad taugt, es ist etwas mehr als eine nasse Wiesenfahrt und somit nur, eh schon, vorhandene Wege befahren werden können und selbst die dürfen nicht zu buckeligbsein. Mit 4x4 durch die Botanik pflügen nur weil ich es kann, ist nicht mein Ding. Aus diesem Grund werde ich genauere Infos abwarten und dann entscheiden ob ich, ohne 4x4, überhaupt daran teilnehmen.
Klaus
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Klaus »

Hört sich ja an, als ob sich seit der Rumänienliste nicht viel geändert hat. Damals war die Rede von Crosscountry-Fahrern auf zwei Rädern, die nach Rumänien kamen, um mal "so richtig die Sau rauszulassen". Damals war den Fahrern wohl bewusst, dass man Probleme mit der Obrigkeit mit geringen Zuwendungen lösen konnte.

Livia hat mit ihrer Schwester zusammen den Bauernhof ihrer Eltern geerbt. Wie hier ja bekannt, hat man den Bauern im Rahmen der Kollektivierung das Land und das Vieh genommen, aber die Häuser belassen. Die Dorfbewohner haben dann in der Chemischen Industrie bei Fogarasch gearbeitet und Livia ist Chemielehrerin geworden. Die "größte Chemikerin aller Zeiten" Elena Ceaușescu hat so im Fogarascher Land ihre Spuren hinterlassen.

Luța liegt 3 Kilometer von Beclean entfernt, diese Gemeinde liegt an der Nationalstraße 1, die hier auch die Europastraße 68 ist. Hat also einen sehr guten Anschluss an das europäische Straßennetz. Früher waren die letzten 3 Kilometer aber einfach nur gruselig ...

Ich erzähle morgen mehr!
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Sternschrauber62
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Sternschrauber62 »

Klaus hat geschrieben: Di 17. Okt 2023, 17:35 Hört sich ja an, als ob sich seit der Rumänienliste nicht viel geändert hat. Damals war die Rede von Crosscountry-Fahrern auf zwei Rädern, die nach Rumänien kamen, um mal "so richtig die Sau rauszulassen". Damals war den Fahrern wohl bewusst, dass man Probleme mit der Obrigkeit mit geringen Zuwendungen lösen konnte.

Ich erzähle morgen mehr!
Nun, genau das würde/ werde ich nicht unterstützen. "Sau rauslassen" geht überhaupt nicht, egal wo. Ich reise gerne und stehe auch gerne frei, wo es zulässig ist, nur hinterlasse ich dabei keine Spuren. Das ist einer der Gründe warum ich mir einen Camper mit "Bad" gekauft habe.

Klaus
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Klaus »

Sebastian hat geschrieben: Di 17. Okt 2023, 09:16Aaaaber, es kommen regelmäßig Menschen, die besser nicht herkommen sollten. Menschen, die an Stellen mit schönem Ausblick direkt an der Straße parken und ihre Autoradios laut schallen lassen. Oder jene, welche mit quietschenden Reifen und maßlos überhöhter Geschwindigkeit über die engen Haarnadelkurven der Strecke schießen und für sich, die Bauern und ihre Kühe eine reelle Lebensgefahr darstellen.
Hört sich sehr nach rumänischen Inlandstouristen an, Sebastian! Die Auslandstouristen bei Dir waren damals Deine Schüler. Die machten einen sehr friedlichen und glücklichen Eindruck. Eigentlich wäre es das Vernünftigste einen Tourismusverband der Westkarpaten zu gründen, in dem die beteiligten Gemeinden und Kreise zusammenarbeiten - aber das ist wohl illusorisch. :-( - Musst Du wohl selbst in die Hand nehmen.

Bei einer kleinen Internetrecherche kamen erstaunlich viele deutschsprachige Beiträge zum Kennwort Apuseni. Angefangen mit dem Karpatenwilli, der hier dann wohl zum "Westkarpatenwilli" wird. :-D Würde mal ein Linkliste zu den Seiten mit jeweils einem kurzen Kommentar ins Internet stellen. Mit ein paar schönen Fotos versehen kannst Du dann einen "Onepager" machen, eine Einseiten-Website.
Klaus
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Klaus »

Ich werde eine Website mit den drei Dörfern mit "L" Luța, Ludișor und Lisa machen. Von Beclean sind es wie gesagt 3 Kilometer nach Luța auf einer inzwischen gut ausgebauten Straße. Von hier sind es dann wiederum nur wenige Kilometer nach Lisa wo es als Sehenwürdigkeit die historische "Wirbelwaschmaschine" gibt. Das Kloster Sâmbăta de Sus ist nahe und die benachbarte Stațiunea Climaterică Sâmbăta ist ein beliebster Ausgangspunkt zum höchsten Punkt der Südkarpaten, dem Moldoveanu. Da die Touristen ihr Auto bzw Wohnmobil schlecht mit hoch nehmen können, wollte ich Stellmöglichkeiten und andere touristischen Leistungen in Luța über Livia anbieten.

Parallel zur DN1/E68 verläuft der Alt/Olt. Über die Brücke geht es nach Cincșor/Kleinschenk mir der ersten von über 150 Kirchenburgen im Siebenbürgischen Hügelland. Hier erhoffe ich mir Hilfe von der in Deutschland ansässigen HOG: https://kleinschenk.de/
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Sternschrauber62
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Sternschrauber62 »

Klaus hat geschrieben: Mi 18. Okt 2023, 16:55 Ich werde eine Website mit den drei Dörfern mit "L" Luța, Ludișor und Lisa machen. Von Beclean sind es wie gesagt 3 Kilometer nach Luța auf einer inzwischen gut ausgebauten Straße. Von hier sind es dann wiederum nur wenige Kilometer nach Lisa wo es als Sehenwürdigkeit die historische "Wirbelwaschmaschine" gibt. Das Kloster Sâmbăta de Sus ist nahe und die benachbarte Stațiunea Climaterică Sâmbăta ist ein beliebster Ausgangspunkt zum höchsten Punkt der Südkarpaten, dem Moldoveanu. Da die Touristen ihr Auto bzw Wohnmobil schlecht mit hoch nehmen können, wollte ich Stellmöglichkeiten und andere touristischen Leistungen in Luța über Livia anbieten.

Parallel zur DN1/E68 verläuft der Alt/Olt. Über die Brücke geht es nach Cincșor/Kleinschenk mir der ersten von über 150 Kirchenburgen im Siebenbürgischen Hügelland. Hier erhoffe ich mir Hilfe von der in Deutschland ansässigen HOG: https://kleinschenk.de/
Das klingt doch gut. Wenn Du etwas konkretes anbieten kannst und ich nähere Infos zur geplanten Tour habe, kommen wir, vielleicht, zusammen.
Klaus
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Klaus »

Falls ich es nicht schon geschickt habe, hier die Wirbelwaschmaschine von Lisa:

"În Țara Făgărașului, la Lisa, există singura vâltoare din România ale cărei instalații funcționează în totalitate pentru a putea prelucra lâna, de la materie primă la produs finit. Totul după procedee transmise încă de pe vremea dacilor. În anul 2000, vâltorile de la Lisa, județul Brașov, au fost integrate în circuitul turistic, împreună cu Muzeul de Etnografie din Braşov. Acum, întreg meşteşugul este prezentat turiştilor de Angelica Lungociu. În vârstă de 58 de ani, ea a primit în 2022 titlul de tezaur uman viu."

In Țara Făgărașului, bei Lisa, gibt es die einzige Spinnerei in Rumänien, deren Anlagen voll funktionsfähig sind, um Wolle vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt verarbeiten zu können. Alles nach den seit der Zeit der Daker überlieferten Verfahren. Im Jahr 2000 wurden die Whirlpools aus Lisa, Kreis Brașov, zusammen mit dem Ethnographischen Museum in Brașov in den touristischen Rundgang integriert. Jetzt wird das gesamte Handwerk von Angelica Lungociu den Touristen präsentiert. Im Alter von 58 Jahren erhielt sie 2022 den Titel „Lebender menschlicher Schatz“.

Klaus
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Re: Rumänien und der Tourismus

Beitrag von Klaus »

Sei bei "Balkan" bitte etwas vorsichtig, Helmut! - Als 1986 der Rumänientourismus zusammenbrach, musste ich mir ein neues Zielgebiet aussuchen um zu überleben. Als Alternative zum "Rumänien-Spezial-Reisebüro" dachte ich an ein "Balkan-Spezial-Reisebüro". In dem Moment hörte ich von der Reisemesse "Donauwelle" in Budapest. Ich also dort hin.

Mit "Balkan" verstand man aber immer nur "die Anderen". Nur die Bulgaren konnten sich nicht wehren, die haben ja das "Balkangebirge". ;) - Besonders beleidigt bei "Balkan" waren die Ungarn ...
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