1968 in Rumänien- Kindheitserinnerung

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Sebastian
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1968 in Rumänien- Kindheitserinnerung

Beitrag von Sebastian »

Als 11 - Jähriger machte ich mit meinen Eltern und meinem jüngeren Bruder einen Zeltausflug irgendwo im Süden von Siebenbürgen, in bergiger Lage. Wir zelteten dicht bei einer kleinen Hütte oder Pension in der Freunde von uns untergekommen waren, die ohne Zelt unterwegs waren. Es war im Sommer 1968 und wir hatten kein Glück mit dem Wetter. In der 2. Nacht stand unser kleines Zelt - ein ausgedientes polnisches 2- Mann - Zelt, (das wir von durchreisenden Touristen aus Polen gekauft hatten) unter Wasser, erst an den äußeren Rändern, aber das Wasser rückte immer mehr zur Mitte des Zeltbodens vor. Bald zogen wir Kinder mitten in der Nacht in dsa Zimmer unserer Freunde um. Morgens gaben auch meine Eltern auf und wir packten unsere Habe zusammen und trockneten sie so gut es ging im Zimmer der Freunde. Dann ging es im Motorrad mit Beiwagen heimwärts. Aber unterwegs verließ uns wieder das Glück, etwas mit der Lenkung des Motorrads stimmte nicht, wir blieben an einem Dorfrand stehen und suchten bei Bauern Unterschlupf, der uns gerne gewährt wurde.
Schon bald saßen wir zusammen mit der ganzen Bauernfamilie aufgeregt vor dem Fernseher. Es waren gerade die Tage der Niederschlagung des "Prager Frühlings" und Ceausescu hielt seine (einzige) denkwürdige Rede, in der er sagte, kein Agressor würde die rumänischen Grenzen überschreiten, das Land werde wenn nötig bis zum letzten Mann kämpfen (oder so ähnlich).
Dies Ereignis prägte sich mir im Gedächtnis ein, auch wenn ich sonst nicht viel Geschichtswissen habe, der Prager Frühling und die Ereignisse von ´89 in den Warschauer Pakt Staaten stehen da in meinem Bewußtsein und Politikverständnis ganz weit oben.
Sebastian
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